Photo: Zilli Schmidt mit Uwe Neumärker, Direktor Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und BVSR-Generalsekretär Romeo Franz
Am 10. Juli 2024, erinnern wir an die großartige Zeitzeugin Zilli Schmidt. Die Sintitsa kam vor hundert Jahren als Cäcilie „Zilli“ Reichmann in Hinternah, Thüringen zur Welt. Ihre geschützte Kindheit in gut situierten Lebensverhältnissen war schon früh zerstört, weil die Nationalsozialisten sie und ihre Familie aufgrund ihrer Herkunft verfolgten.
Am 11. März 1943 wurde die junge Frau und Mutter ins „Zigeunerlager“ in Auschwitz deportiert, gefolgt von ihren Eltern, ihren Geschwistern, Nichten und Neffen sowie vor allem ihrer dreijährigen Tochter. Zilli kämpfte hier um deren Überleben. Doch außer ihr und ihren Brüdern wurde die gesamte Familie ermordet. Zilli überlebte, weil sie vor der großen Tötungswelle am 2. August 1944 ins KZ-Frauenlager Ravensbrück deportiert worden war und von dort fliehen konnte.
1988 sagte die unermüdliche Kämpferin für die Anerkennung des Völkermords an Sinti und Roma im Prozess gegen den SS-Rottenführer Ernst-August König aus, der im KZ Auschwitz sein Unheil getrieben hatte.
Trotz der post-traumatischen Belastungen und gesundheitlichen Schäden, unter denen Zilli Schmidt durch ihre KZ-Aufenthalte und die Verfolgung litt, blieb sie stets eine entschlossene Person mit starkem Vorbildcharakter. 2018 sprach die Überlebende des Völkermords erstmals öffentlich am Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma in Berlin.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verlieh ihr 2021 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Sie starb am 21. Oktober 2022 in Mannheim. Ihr Andenken, ihr Mut, ihre starke Ausstrahlung und ihr einnehmendes Lachen bleiben unvergesslich.
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