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Tagung in Bad Boll

Minderheiten kämpfen für gleichberechtigte Teilhabe in Kirche und Gesellschaft - Buraku, Dalit, Sinti/Roma für Menschenrechte






Vom 07.06. bis 09.06.2024 fand in Bad Boll die Veranstaltung "Minderheiten kämpfen für gleichberechtigte Teilhabe in Kirche und Gesellschaft - Buraku, Dalit, Sinti/Roma für Menschenrechte" statt. BVSR-Mitglieds-Verband Deutsche Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg, war an dem Wochenende mit Referenten vertreten, die als Leiter von Workshops oder mit Inputbeiträgen ihren Teil dazu beigetragen haben, dass die Veranstaltung erfolgreich verlaufen ist.


Die verschiedenen Minderheiten der Buraku (Japan), Dalit (Indien ) sowie wir lernten sich gegenseitig kennen und profitierten durch gemeinsamen Austausch und Erfahrungen jeweils von der Arbeit des anderen.


Vom Verband Deutsche Sinti und Roma, Landesverband Ba-Wü, waren unter anderem Daniel Strauß, Jovica Arvanitelli, Magdalena Guttenberger, Atiđe, Dislo Benjamin Harter, Christine Bast und Madeleine Kehrer vor Ort.


Daniel Strauß referierte zum Thema "Zur aktuellen Situation von Sinti und Roma in Deutschland und Europa".


Jovica Arvanitelli sprach zu "Erwartungen und Hoffnungen aus der Sicht der Sinti und Roma in Deutschland" und leitete mit Andreas Hoffmann-Richter einen Workshop zu "Diskriminierung in Behörden und Wohlfahrtseinrichtungen".

Christine Bast schulte in einem Workshop die Teilnehmer zum Thema "Bildung und Teilhabe", Atiđe als Romni und Frau gab ihre Erfahrungen im Bereich "Frauen in der Minderheit - eine doppelt diskiminierte Gruppe?" an die Teilnehmer weiter und Dislo Benjamin Harter bot Beispiele zur Problematik "Welche Rolle spielen die Sozialen Medien bei der Diskriminierung von Minderheiten und welche Strategien gibt es gegen Hass und Ausgrenzung im Netz?"

 

Auszug aus Jovica Arvanitellis Einführung "Für Bürgerrechte, Bildung und Teilhabe in Baden-Württemberg":


"Vor 53 Jahren begann mit dem World Romani Congress in einem Londoner Vorort die internationale Bürgerrechtsarbeit von Sinti und Roma.

Den damals formulierten Anliegen – Anerkennung des nationalsozialistischen Völkermords an den Sinti und Roma, Bekämpfung der Diskriminierung und ihrer Folgen für die soziale und Bildungssituation von Sinti und Roma, Förderung von Kultur und Sprache – blieb auch die sich in den 1970er Jahren formierende deutsche Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma verpflichtet.


Der Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg (VDSR-BW) war seit dieser Zeit aktiv und gehörte 1982 zu den Gründungsmitgliedern des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg.


Seit 1986 ist der VDSR-BW unter seinem heutigen Namen als gemeinnütziger Verein eingetragen. Von Anfang an setzte er sich in ganz Baden-Württemberg für eine Verbesserung der Situation der Sinti und Roma ein und unterstützte und begleitete die Entstehung lokaler Initiativen und Vereine an einzelnen Orten im Bundesland (wie z.B. in Ravensburg, Freiburg uvm.).


Vor ca. 10 Jahren war hier in Bad Boll eine Tagung zum Thema Sinti und Roma mit dem Schwerpunkt Staatsvertrag und die darauf gesetzte Hoffnung für eine bessere Teilhabe in Baden-Württemberg.


Der VDSR-BW ist durch einen 2013 geschlossenen und 2018 erneuerten, als Landesgesetz geltenden Staatsvertrag Partner des Landes Baden-Württemberg und die einzige Einrichtung im Bundesland, die die Interessen und Rechte von Sinti und Roma im Land umfassend vertritt.


Als Bildungseinrichtung, Instanz des Gedenkens, kulturelle Institution und bürgerrechtliche Beratungsstelle ist der Landesverband Dialogpartner der Minderheit, der Institutionen des öffentlichen Lebens und der Zivilgesellschaft.


Der europaweit als Modell betrachtete Staatsvertrag bedeutet einen großen Schritt hin zu einer wirklichen Gleichstellung der Minderheit in der Gesellschaft. Die Verbesserung von Bildungsgerechtigkeit, von Chancengleichheit in der Arbeitswelt und von Partizipation in den unterschiedlichen Bereichen des öffentlichen Lebens sowie die Bekämpfung von Diskriminierung, Antiziganismus, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Rassismus werden durch den Vertrag als Ziele ausgewiesen und gefördert. Er trägt zur Bewahrung des kulturellen Erbes und zur Stärkung des kulturellen Lebens des Landes bei.

Der Staatsvertrag ist getragen von dem Willen beider Seiten, gemeinsam das gesellschaftliche Miteinander unter Achtung der pluralen ethnischen, kulturellen, sprachlichen und religiösen Identität der Sinti und Roma kontinuierlich zu verbessern. Er ist auch der Rahmen, der die Arbeit vieler anderer Engagierter auf diesem Gebiet ermöglicht und erleichtert.


Mit dem Staatsvertrag erkennt das Land Baden-Württemberg auch seine geschichtliche Verantwortung gegenüber den Sinti und Roma als Bürgerinnen und Bürger des Landes an, ebenso wie seine Verpflichtungen aus dem Rahmenübereinkommen des Europarates zum Schutz nationaler Minderheiten und der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen.


In enger Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium, den Hochschulen des Landes und der Landeszentrale für politische Bildung hat der VDSR-BW seit Abschluss des Staatsvertrags dafür gesorgt, dass das Thema Sinti und Roma und die Bekämpfung des Antiziganismus in die schulische, außerschulische und politische Bildungsarbeit eingeflossen sind. Die Bildungspläne sehen heute eine Befassung mit der Geschichte von Sinti und Roma vor....

Auch die Gründung der Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg 2017 geht auf den Staatsvertrag zurück. Die Bildungsministerin Frau Bauer besuchte uns 2014.

Das Projekt ReFIT – Regionale Förderung von Inklusion und Teilhabe ist seit 2020 an vier Standorten tätig: Mannheim, Stuttgart, Ulm und Freiburg. Es wird vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration gefördert. Das Projekt unterstützt bleibeberechtigte nichtdeutsche Sinti und Roma bei ihrer Inklusion in die Gesellschaft, indem es in Politik, Verwaltung und Behörden aufklärende Maßnahmen zur Sensibilisierung zur Geschichte und Gegenwart von Sinti und Roma durchführt und Beratungen vor Ort mit unserer Unterstützung anbietet.


Ich darf dieses Projekt mit koordinieren....

Ergänzt wurde ReFIT seit dem Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine 2022 durch ein flächendeckendes Programm: INTURO - Erstintegration von aus der Ukraine geflüchteten und vertriebenen Roma. Im Herbst 2023 wurde das Projekt durch Mittel des Pakts für Integration mit den Kommunen für drei Jahre ausgebaut. Der VDSR-BW steht dabei Landkreisen, Kommunen, Landeserstaufnahmestellen, sozialen Trägern und vielen weiteren Institutionen in Baden-Württemberg bei der Arbeit mit geflüchteten Roma aus der Ukraine als fester Ansprechpartner zur Seite....

Neben der fortlaufenden Schulungsreihe „Ressourcen und Herausforderungen in der Arbeit mit geflüchteten Roma“, die sich vorwiegend an Bildungseinrichtungen richtet, steht für den VDSR-BW das Empowerment von Angehörigen der Minderheit im Vordergrund, vor allem von Mädchen und Frauen"…"

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